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Ein Jahr etece buch

Ein Rückblick in Zahlen, Texten, Bildern und Dankbarkeit.

Alles auf Anfang: Gründung

Januar 2022: Wir stehen bei eisigem Wind vor einem Bürogebäude in Berlin-Charlottenburg. Der Notariatstermin war schwer zu finden, musste einmal wegen Quarantäneregelungen verschoben werden und ist nun endlich zustande gekommen. Nachdem alle Dokumente verlesen und unterzeichnet sind, gibt es ein kurzes Innehalten: Aus unserer Idee ist ganz offiziell etece buch geworden! 

Bis zur Gründung hat es einige Zeit gedauert: 2019 gab es das erste Treffen mit der noch unkonkreten Vorstellung einer Verlagsgründung. Es folgten zwei aufregende Jahre voller Ideen und Workshops  – sowie eine Pandemie, die bis dahin in Präsenz stattfindende Treffen unmöglich machte. Nach der daraus entstehenden Zäsur haben die Gründungsmitglieder den Faden 2021 wieder aufgenommen; neue digitale und hybride Formate etabliert und den Verlag in Namen, Logos, Texten und Ideen für erste Buchprojekte konkret werden lassen. 

Für uns als ehrenamtliche Organisation war es dabei besonders wichtig, uns darüber klarzuwerden, wie wir mit unterschiedlichen finanziellen und zeitlichen Ressourcen umgehen können, wie wir Entscheidungen handhaben wollen und welche Rechtsform uns genügend Raum dafür lässt, diese Vorstellungen in der Praxis mit Leben zu füllen. Schließlich haben wir eine Satzung formuliert, eine Geschäftsführung auf Zeit gewählt und endlich etece buch UG gegründet. 

Realitäten werden wahr

Unser größtes Projekt 2022? Das war ohne Frage unsere erste Publikation „Realitäten. 30 queere Stimmen“. Die Entstehung war nicht nur für die Autor*innen und andere Beteiligte ein spannender Prozess, sondern auch für uns als Kollektiv neu, aufregend, lehrreich und empowernd. 

Insgesamt haben über 50 Personen an der Entstehung des Buches mitgewirkt: Autor*innen und Übersetzer*innen, Sensitivity Reader*innen und Lektor*innen, Korrektor*innen, Hersteller*innen, Kollektivmitglieder. Die überwiegende Mehrheit der Beteiligten identifiziert sich als queer. Damit haben wir gemeinsam ein Buch über Queerness geschaffen, das auch von und mit Queers produziert wurde. 

Bis Ende 2022 haben wir mehr als 1.200 Exemplare von „Realitäten“ verkauft. Ein unglaublicher Erfolg für unsere erste Veröffentlichung. Das haben wir den vielen Leser*innen zu verdanken, den Empfehlungen von Unterstützer*innen und den zahlreichen Buchhandlungen, die das Buch ins Programm aufgenommen haben. Wir wissen, dass es für Buchhandlungen sehr viel mehr Arbeit ist, unser Buch zu bestellen und zu verkaufen als die Titel großer Verlage. Denn der deutsche Buchmarkt baut zu großen Teilen auf dem Zwischenhandel auf: dem Barsortiment. Das Barsortiment sorgt dafür, dass in Buchläden bestellte Bücher am nächsten Tag schon da sind. Leider sind wir noch zu klein, um mit Barsortimentern arbeiten zu können. Trotzdem haben über 30 Buchhandlungen überall in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz den Mehraufwand auf sich genommen, das Buch außerhalb gängiger Strukturen und Plattformen zu bestellen.  
Daher: Danke, liebe engagierte Buchhändler*innen für euren Support! 

Lasst uns über Geld reden …

Ausgaben Gesamt*
0
Material & Waren
0
Honorare
0
Porto & Verpackung
0
Steuern
0
Einnahmen Gesamt*
0
Buchverkäufe
0
Schenkungen
0

Etwas genauer:

Für was haben wir Geld ausgegeben? *

Im vergangenen Jahr haben wir vor allem dort Geld ausgegeben, wo wir unseren wichtigsten Tätigkeiten nachgehen: Bücher zu produzieren und sie an Leser*innen zu verschicken. Unsere größten Kosten entstanden also direkt durch diese Aufgaben:

  • Material und Waren (4.600 Euro): maßgeblich Druckkosten
  • Honorare und Dienstleistungen (3.000 Euro): Honorare für Autor*innen, Übersetzer*innen, Sensitivity-Reader*innen, Lektor*innen, Lesungshonorare
  • Porto und Verpackung (1.300 Euro)
  • Steuern (1.200 Euro)

Weitere Kostenpunkte waren insbesondere Administrationskosten wie Steuerberatung und Gründung (900 Euro), Arbeits- und Büromaterial sowie Software (500 Euro) Kontoführung und Zahlungsnebenkosten (350  Euro).

Was haben wir eingenommen? *

Unsere einzige Einnahmequelle ist derzeit der Verkauf unserer Bücher. Zusätzlich gab es 2022 eine Schenkung an etece buch. Daraus ergeben sich:

  • Buchverkäufe (13.900 Euro) 
  • Schenkungen (1.100 Euro)

2022 haben wir keine Förderungen, Druckkostenzuschüsse oder andere Gelder und Mittel erhalten, sodass wir alle Ausgaben über unsere Einnahmen decken müssen. Abzüglich der Ausgaben konnten wir das Jahr 2022 mit einem Plus von 2.600 €  abschließen. Da wir keine Gewinne an Gesellschafter*innen ausschütten, verbleibt das Geld in der Organisation und kann für weitere Projekte und Ausgaben genutzt werden.

Der erfolgreiche Abschluss des ersten Jahres ist für uns ein gutes, aber auch wichtiges Signal. Buchprojekte sind schwer zu kalkulieren und der Erfolg von Publikationen ist nicht einfach vorherzusagen. Mit unseren aktuellen finanziellen Mitteln haben wir daher kaum die Möglichkeit, wenig erfolgreiche Buchprojekte auszugleichen, d. h. dass schon zwei oder drei unrentable Titel unseren Fortbestand gefährden würden. Daher ist es für uns von großer Bedeutung, finanziell erfolgreiche Jahre zu nutzen, um entsprechende Rücklagen zu bilden und krisenfester zu werden.

* Die angegebenen Zahlen beziehen sich auf die Datenlage um 01.01.2023, daher kann es zu Abweichungen zur offiziellen Bilanz kommen, die zu einem späteren Zeitpunkt erstellt wird.

Das sieht ja super aus. Stimmt!
Auch weil wir für viele Dinge kein Geld ausgegeben haben. 

Neben den Dingen, für die wir Geld ausgegeben haben, gibt es auch zahlreiche Arbeitsfelder bei etece buch, die wir ohne Kosten oder sehr kostengünstig umsetzen konnten. Das liegt daran, dass die Verlagsarbeit und das Führen des Verlags  momentan ehrenamtlich geschieht. So verschaffen wir uns aktuell den finanziellen Spielraum, um unsere Projekte verwirklichen zu können:

Insgesamt 1.200-mal wurden Texteinsendungen also Einreichungen für unseren Open Call und Manuskriptangebote durch Kollektivmitglieder gelesen und eingeschätzt. Für den Sammelband hat der Lektoratskreis 32 Autor*innen und Übersetzer*innen sowie zahlreiche externe Lektor*innen und Sensitivity Reader*innen betreut und koordiniert.  

Unser Veranstaltungskreis hat die Buchpremiere für „Realitäten“ mit fünf Lesenden veranstaltet, zwei weitere Veranstaltungen mit externen Veranstalter*innen koordiniert und vermittelt sowie weitere Lesungen für 2023 vorbereitet. 

Der Kreis Presse und Social Media hat im letzten Jahr dafür gesorgt, dass etece buch bekannter wird und wir Menschen mit unserem Open Call und unseren Veröffentlichungen erreichen. Zwei Kollektivmitglieder durften bei FluxFM von etece buch berichten und eine Autorin war beim Deutschlandfunk im „Büchermarkt“ zum Interview eingeladen. Der Sammelband wurde in der Siegessäule, bei Mit Vergnügen, im Kreutzer Leipzig und auf Queer.de vorgestellt. Durch die hohe Aufmerksamkeit und Interesse konnten wir unsere „Realitäten“ in mehr als 25 Buchhandlungen verkaufen. 

Vom Erscheinen von „Realitäten“ im August bis Ende Dezember wurden über 400 Bestellungen abgewickelt. Jede davon haben wir einzeln verpackt, beklebt, zur Post gebracht. Und das fast jeden Tag, damit unsere Leser*innen und Buchhändler*innen die Bücher schnell erhalten – auch wenn wir unsere Bücher noch nicht über das Barsortiment, also den Großhandel, anbieten können.  

Unser*e Gestalter*in übernimmt eine Vielzahl an Aufgaben von Corporate Design und Werbematerial über Textsatz und Herstellung bis zur Betreuung der Website. 

Die gewählte Rolle der Geschäftsführung wird bei uns von zwei Personen übernommen. Sie haben im letzten Jahr dafür gesorgt, dass alles rechtlich seine Ordnung hat, haben alle Verlagsverträge für die Autor*innen erstellt, Honorare berechnet und ausbezahlt sowie rund 800 Buchungen verarbeitet. 

Hinzu kommt, dass wir aktuell noch nicht alle verlagsbezogenen Ausgaben auch durch die Verlagsfinanzen decken. Wir nutzen derzeit bspw. Ressourcen, die wir privat angeschafft haben (bspw. Software, Drucker), lagern Bücher und Materialien in Privaträumen, nutzen eigene PCs und Mobilgeräte für den Zugriff auf Organisationtools und finanzieren bspw. gemeinsame Retreats privat. Außerdem sind auch im Vorfeld der Gründung Kosten angefallen bspw. für eine Beratung zu unserer Satzung, die nicht auf die Organisation umgelegt wurden. 

Wie geht es weiter?

Mit dem Rückenwind von unserem ersten Buch gehen wir also voller Elan in ein neues Geschäftsjahr und sind gespannt, was es für uns bereit hält. Wir hoffen auf genauso viele wertvolle, schöne, unvergessene Momente wie 2022.